Die Kurische Nehrung und das Haff zwischen Kaliningrad und Klaipeda
Für BALTICTRAVEL ist Nida/Nidden – Kurische Nehrung – das Herz unserer Angebote.
Blättern Sie im Originalprospekt von Nidden aus dem Jahr 1936 (wenn es Ihre Zeit erlaubt) und besuchen dann mit uns Nida/ Nidden, wie es heute ist.
Fotos:
Schauen Sie unsere Bildergalerie Naturlandschaft Kurische Nehrung und Kurische Nehrung im Herbst und im Winter an, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen.

Die Kurische Nehrung – sie ist noch immer ein Phänomen, eine Perle der Schöpfung – von der Natur geformt, vom Menschen erhalten und wieder von Wäldern geschützt. Einzigartig erstreckt sie sich von Süd nach Nord, in Harmonie umschlossen von Wasser auf östlicher und westlicher Seite.
In dieser Landschaft bemühte sich schon der Maler Max Pechstein im Jahre 1911 in Nidden, Mensch und Natur in seinen Bildern „in-eins” zu erfassen.
Die Kurische Nehrung wurde im Jahr 2000 auf die „World Heritage Liste“ der UNESCO gesetzt, als Vorbild der menschlichen Anstrengungen zum Bewahren unserer gefährdeten Landschaften, als Beweis, dass menschliches Schaffen und Natur miteinander vereinbar sind.
Wer hat sie schon einmal vom Flugzeug aus gesehen, kurz vor Sonnenuntergang, wie ein golden glänzendes Blatt einer Sense taucht diese Landzunge in das Blau des Wassers. Immer wieder ist der Versuch gemacht worden, die Kurische Nehrung in neuen Bildern zu beschreiben, doch ihre Schönheit entzieht sich allen diesen Versuchen.

Im Norden bei Klaipeda macht die Nehrung den zaghaften Versuch, das Festland an einer Stelle zu berühren, an der eine der ältesten Grenzen zwischen Preußen und dem russischen Reich bestand und zwar von 1422 bis 1919. Der Grenzort nördlich von Klaipeda hatte den schönen Namen „Nimmersatt”.
Heute heißt das Dorf auf litauisch „Nemirseta”.
Doch das Haff – es ist fünfmal so groß wie der Bodensee – ließ sich nicht in einen Binnensee von der Ostsee abtrennen, der Memelfluß, heute Nemunas genannt, führte alljährlich im Frühjahr zuviel Frischwasser in das Haff. Noch Ende des vorigen Jahrhunderts war man der Meinung, dass das Haff in 300 bis 500 Jahren versandet sein würde, wenn es nicht gelänge, die Wanderung der Dünen aufzuhalten.
Dieses flache Binnengewässer wurde von fremden Schiffern wegen seiner Gefährlichkeit gemieden, und die einheimischen Fischer fürchteten, den Tod stets mit an Bord zu haben, wenn sie mit ihren Booten auf das launische Haff hinaussegelten. Doch sie nahmen das Risiko immer und wieder auf sich; denn dieses Haff war und ist so fischreich, dass es der Bevölkerung den Lebensunterhalt sicherte, bis dann Anfang des 20. Jahrhunderts der Tourismus einsetzte und zur weiteren Grundlage für das Leben der Menschen auf der Kurischen Nehrung wurde.
Seit dem letzten Krieg findet der Reisende keine Kuren- oder Keitelkähne mehr auf dem Haff.
Die Russen hatten die letzten versenkt, aus Angst, mit den schweren Holzbooten könnten die Bewohner leichter die Flucht über das Wasser wagen, und so tuckern die Fischer heute mit zerbeulten grauen Eisenbooten hinaus aufs Haff und stellen ihre Netze wie vor über 100 Jahren, in den von der Fischereigenossenschaft in Königsberg vorgeschriebenen Gebieten.
Zwei Kurenkähne hatte man nach dem Krieg als Touristenattraktion nachgebaut.
Heute gibt es kaum noch jemanden, der die Technik des Baus eines solchen Bootes beherrscht. Auch die Klappfischerei (Klapper- oder auch Bullerfischerei genannt) im Winter auf dem zugefrorenen Haff hat sich in der Ausübung bis heute nicht verändert. Anstelle der Pferde ziehen heute Motorschlitten das Gerät hinaus auf das Eis und anstelle der langschaftigen Eisaxt verwenden die Fischer auch schon mal eine Motorkettensäge, um ein 50 cm mal 70 cm großes Loch in das Eis zu sägen, keine leichte Tätigkeit. Alles andere aber hat sich nicht verändert, das Stellen der Netze unter dem Eis und das anschließende Klappern auf dem langen Holzbrett.

Noch im letzten Spätsommer war ich Zeuge vom Fischreichtum des Kurischen Haffs, als nach zwei Tagen Sturm die Fischer ihre Netze eingeholt hatten und in den Nidaer Hafen zurückkehrten.
Die Netze auf allen Booten waren so prall gefüllt, dass auch kein einziger Fisch mehr hineinpasste und die Fischkisten nicht ausreichten, um sie alle sortiert in den Kühlkammern der Fischereigenossenschaft unterzubringen.
Nachdem Litauen im Januar 1991 die vor einem Jahr proklamierte Unabhängigkeit endgültig vor seinen ehemaligen kommunistischen Besatzern erfolgreich verteidigt hatte, veränderten sich die Lebensverhältnisse im Land ungemein schnell.
Auch die Kurische Nehrung, seit fast 50 Jahren wie in einem Dornröschenschlaf gelegen, war wieder ohne große Schwierigkeiten zu erreichen und „erwachte“ durch den Ansturm der begeisterten Besucher von nah und fern. Es waren die einheimische Bevölkerung, die vielen Angler und Pilzsammler aus der näheren Umgebung, die Schulklassen aus dem Lande und die „Heimweh-Reisenden“ aus Deutschland, die es zuerst auf die Nehrung zog.
Zu den größten Attraktionen der Nehrung zählt zweifelsohne Nida, mit seinen bis zu 60 Meter hohen Dünen, die sich heute bis hin in den russischen Teil der Nehrung erstrecken. Die alten Nidaer Fischerhäuser in den typischen Farben kobaltblau, titanweiß und eisenrot mit ihren bunten, etwas verwildert anmutenden Blumengärten erfreuten sich schon immer bei den Tagesausflüglern und Kurzurlaubern ausgesprochener Beliebtheit.
Bis heute bleibt jedoch Thomas Mann, auf litauisch Thomas Mannas, die herausragende Persönlichkeit von den vielen berühmten Gästen, die auf der Nehrung weilten. Vier Sommer verbrachte er in Nidden, drei, von 1930-32 in seinem eigenen Sommerhaus. Der Dichter hatte ein Faible für eigene Häuser.
Er ließ es sich von dem Geld, das er für den Nobelpreis erhielt, im typischen Niddener Stil bauen – Hiddensee war belegt, dort residierte schon sein wenig geliebter Kollege, der Dichterfürst Gerhard Hauptmann. Thomas Mann hatte wohl den reizvollsten Platz für 99 Jahre gepachtet. Sein Name steht noch heute im Grundbuch des Katasteramts in Klaipeda.
Von seinem Haus aus genossen er, seine Familie und die Besucher den sogenannten „Italienblick“, damals durch nur wenige Kiefern hinunter aufs Haff, wo Niddener Kurenkähne unter blauem Himmel in der Sonne auf dem Wasser lagen. Es war das beliebteste Motiv der vielen Maler, die alljährlich Nidden besuchten.

Über die Nehrung und Nidden ist schon viel geschrieben und berichtet worden.
Wer andere Sommerziele gesehen hat, wie z.B. Sylt mit Kampen, St. Peter-Ording, Travemünde, Hiddensee oder Rügen mit Binz – der wird mir sicherlich beipflichten: die Kurische Nehrung ist einmalig.
Hier gibt es noch eine ehrfurchtsvolle Harmonie zwischen Menschen, Tieren und Pflanzen mit den Elementen Himmel, Wasser und Erde.